Saterfriesisches Wörterbuch
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sik

sich: 1.1 jo häbe sik juunsiedig holpen : sie haben sich gegenseitig geholfen. 1.2 ju is läip foar sik : 1.2.1 sie ist sehr selbstsüchtig. 1.2.2 sie ist sehr verschlossen. 1.3 die Boas häd dät uut sik säärm däin : der Chef hat das aus eigenem Antrieb getan. 1.4 tou sik kume : die Besinnung wieder erlangen.

Bíelde, -n, ju

1. Bild, Gemälde: 1.1 dät waas n Wucht as n Bíelde!: das war ein bildhübsches Mädchen! 1.2 deer kon man sik neen Bíelde fon moakje: man kann sich das gar nicht vorstellen. Foto: hie liet n Bíelde fon sik moakje : er ließ sich fotografieren. 3. Szene: in de twäide Bíelde fon dän läästen Bidrieuw : in der zweiten Szene des letzen Aktes.

enefóaruur (b) + sik

sich gegenseitig, einander: 1.1 jo häbe sik enefóaruur sloain : sie haben sich gegenseitig geschlagen. 1.2 jo kuden sik enefóaruur nit ferstounde : sie konnten einander nicht verstehen.

gliede iek gliede, du glidst, hie/ju glidt, wie gliede; gleed, gleden; is glíeden; glid! gliedet!

gleiten. 1.1 sik gliede läite : sich auf Schnee oder Eis gleiten lassen. 1.2 ap Sköävele gliede : auf Schlittschuhen gleiten, ohne die Beine zu bewegen.

Koardel, -e, dät

1. Samenkorn, Körnchen. 2. Getreide, vor allem Roggen: 2.1 doof Koardel: leichtes, mit Stroh und Unkraut vermischtes Getreide als Viehfutter. 2.2 do Búren wonskje sik, dät dät Koardel ädder in Húus is: die Bauern wünschen sich, dass das Korn früh in der Scheune ist. dät lääste Koardel is dälig mäind wuden : das letzte Getreide ist heute gemäht worden. 2.4 dät is Koardel ap sien Määlne: das gereicht ihm zum Vorteil. 2.5 (von überreifem Korn) Koardel faalt uut do Íere(n) un klattert die in do Hoske: Korn fällt aus den Ähren und klappert dir in den Holzschuhen.

Tul of Teken hie roate neen Tul of Teken fon sik

er rührte sich nicht und sprach auch kein Wort. (Vermutlich eine Verballhornung des nl. noch taal noch teken: gar nichts.)

aphällerje

1. aufklaren, aufheitern, aufhellen: ju Lucht hällert ap : der Himmel klart auf. (+ sik) sich frisch machen; sich waschen und frische Kleidung anziehen: wie mouten uus nödig aphällerje : wir müssen uns dringend frisch machen.

biknappe

1. um etwas bringen: hie häd him uum sien hele Jeeld biknapt : er hat ihn um sein ganzes Geld gebracht. 2. (+ sik) einschränken: wie mouten uus läip biknappe, uum truch ju Tied tou kumen : wir müssen uns sehr einschränken, um durch die Zeit zu kommen. (+ sik) absichtlich auf etwas verzichten; ohne etwas auskommen: hie häd sik uum n twäiden Houngst biknapt : er hat auf ein zweites Pferd verzichtet.

bisweerje

1. beschweren; schwerer machen; mit etwas Schwerem belasten: do Timmerljude un do Täkkere bisweerden dät Täk mäd Stene : die Zimmerleute und die Dachdecker beschwerten das Dach mit Steinen: 2. (+ sik) sich beschweren: bie mie skuust du die nit bisweerje : bei mir solltest du dich nicht beschweren. (In dieser Bedeutung ist bisweerje nicht volkstümlich. Man sagt eher: sik bikloagje, sik nit toufree reke.)

Disk, -e, die

1. Tisch: 1.1 mee an Disk sitte: auswärts in Stellung sein und dort mit im Hause wohnen. 1.2 ap dän Disk kriege: zur Sprache bringen; etwas aufs Tapet kriegen. 1.3 deer gungt fúul uur dän Disk: dort wird viel verkauft, mit viel verhandelt. 1.4 deer kumt goud wät ap dän Disk: dort wird reichlich und gut gegessen. deer rakt et n gouden Disk : (Privathaushalt, Gaststätte) dort ist das Essen schmackhaft. jo konnen sik juunsiedig ap dän Disk kiekje : sie wohnen gleich nebeneinander oder einander gegenüber. 1.7 aan uur dän Disk luke: jemanden betrügen. 2. Dreschblock, Dreschwalze.

ferbale

1. (+ sik) sich versprechen: iek meende dät nit; iek häbe mie ferboald : ich meinte das nicht; ich habe mich versprochen. (+ sik) sich verplappern, sich verschwatzen; etwas, was geheim bleiben sollte, ausplaudern. beim Plaudern die Zeit vergessen: hie häd ju Tied ferboald : er hat beim Plaudern die Zeit vergessen, hat die Zeit verschwatzt.

ferdrege

1. leiden, vertragen: iek kon dät fatte Íeten nit ferdrege : ich kann das fette Essen nicht vertragen. 1.2 Fisk is licht tou ferdregen: Fisch ist leicht zu vertragen. 2. ertragen, erdulden, aushalten: wäl kon dät stoadige Hallaamjen ferdrege?: wer kann das ständige Lärmen ertragen? 3. (+ sik ): sich versöhnen; sich vertragen; einen Streit beilegen: jo kriege sik in de Wulle, man do ferdrege sik aaltied wier: sie kriegen sich in die Haare, aber sie vertragen sich immer wieder.

ferfaavje

verfärben: 1. dat blaue Hoamd häd ju hele Wäske ferfaved : das blaue Hemd hat die ganze Wäsche verfärbt. 2. (+ sik) do Bledere ferfaavje sik swíede ädder dut Jíer : die Blätter verfärben sich sehr früh dieses Jahr.

ferjete iek ferjete (mie), du ferjätst (die), hie/ju ferjät (sik), wie ferjete (uus), jie ferjete (jou), jo ferjete (sik); ferjiet, ferjieten; ferjeten; ferjät/ferjete! ferjetet!

1. vergessen: iek ferjete die dät nit : ich werde mich noch an dir rächen. 2. sik ferjete : sich vergessen, besonders beim Spielen oder Arbeiten. (Das sfrs. Verb ferjete kann man mit oder ohne sik + ap verwenden: iek häbe sin Nome ferjeten/iek häbe mie ap sin Nome ferjeten: ich habe seinen Namen vergessen.)

ferlope

1. verlaufen; in einer bestimmten Weise ablaufen (is): die Eeuwend is rauelk ferronnen: der Abend ist ruhig verlaufen. (+ sik) sich zu Fuß verirren; sich verlaufen: in so n tjuusterg Holt koast du die mäkkelk ferlope : in so einem dunklen Wald kannst du dich leicht verlaufen. 3. verlassen: hie moaste sien Stede ferlope : er musste seine Bauernstelle verlassen.

ferluke

1. verziehen: 1.1 ju ferlukt dät Ounsicht fon Piene : sie verzieht das Gesicht vor Schmerz. 1.2 hie ferlook neen Miene : er ließ sich nichts anmerken. 2. an einen anderen Ort ziehen; umziehen; den Wohnsitz wechseln (is): sien Suster is ätter Oamde ferleken : seine Schwester ist nach Emden verzogen. (+ sik) sich verformen; sich verzerren: truch ju Wäitigaid häd sik ju Dore ferleken : durch die Feuchtigkeit hat sich die Tür verformt. 4. (+ sik) sich verteilen, verziehen: do Wulken ferluke sich : die Wolken verteilen sich.

fernochterje

1. ernüchtern; nüchtern machen: dät dúurde trjo Úren, bit wie him wier fernochterd häbe : es dauert drei Stunden, bis wir ihn wieder nüchtern gemacht haben. (+ sik) sich wundern: iek skäl mie fernochterje, wo dät mäd him wädt : ich werde mich wundern, wie es mit ihm wird.

fersjo iek fersjo, du fersjugst, hie/ ju fersjugt, wie fersjo; iek fersaag, du ferseegst, hie/ ju fersaag, wie fersegen; fersäin/*fersäind; fersjug! fersjooët!

1. versehen; ausstatten mit: 1.1 wie sunt mäd alles fersäin : wir sind mit allem ausgestattet. 1.2 ju Múur fersaag dät Bäiden mäd woorme Klodere : die Mutter stattete das Kind mit warmer Kleidung aus. 2. (+ sik) falsch sehen; sich täuschen; sich versehen; sich irren: 2.1 iek häbe mie wäil/wül fersäin(d) : ich habe mich wohl geirrt. 2.2 iek häbe mie uum een Wíeke fersäin : ich habe mich um eine Woche versehen. 3. jemandem die Sterbesakramente verabreichen: die Pastoor häd dän Kroanke fersäin : der Pastor hat dem Kranken die Sterbesakramente verabreicht. [*fersäin(d) durch die Verwechslung mit dem 2. Part. des veraltenden Verbs sik fersäine: sich versöhnen, das durch sik ferdrege verdrängt worden ist.]

ferstieuwje

1. steif machen: uus Mäme häd do Hoamde mäd Stieuwelse ferstieuwed : unsere Mutter hat die Hemden mit Stärke steif gemacht. 2. erstarren; steif werden (is): do wäite Lekene ferstieuweden bie Winterdai an de Wäskeliene : die nassen Laken erstarrten im Winter an der Wäscheleine. 3 . (+ sik) sich versteifen: ju ferstieuwede sik deerap, hiere oaine Húund meetoubrangen : sie versteifte sich darauf, ihren eigenen Hund mitzubringen.

ferstounde

1. verstehen: iek ferstounde nit, wieruum hie uus nit bisäkt : ich verstehe nicht, warum er uns nicht besucht. (+ sik) 2.1 dät ferstoant sik : das ist klar, selbstverständlich. 2.2 hie ferstoant sik ap/in sien Oarbaid : er ist ein Fachmann auf seinem Gebiet. um Auskunft bitten: iek häbe deerätter fersteen : ich habe um Auskunft gebeten.

fóarhäbe

1. vorhaben, beabsichtigen, bezwecken: jo häbe et goud mäd die fóar : sie meinen es gut mit dir. 2. vorgeworfen bekommen: do Bäiste häbe niks fóarheeuwed : die Kühe haben noch nichts vorgeworfen bekommen. (+ sik) voroder umgebunden haben: ju hied n batske Skoarte fóar : sie hatte sich eine elegante Schürze umgebunden.

gräämje

grämen: 1. et häd mie grämed, dät iek nit meefíere doarste : es hat mich gegrämt, dass ich nicht mitfahren durfte. 2. (+ sik) sich ärgern: hie häd sik uur hiere Biníemen läip grämed : er hat sich über ihr Benehmen sehr geärgert.

hoolde iek hoolde, du hoaldst, hie/ju hoaldt, wie hoolde; hielt, hielten; heelden; hoold! hooldet!

1. halten. 2. trägfähig sein: dät Íes hoaldt : das Eis ist tragfähig. 3. (+ sik) sich aufhalten: hie hoaldt sik binne : er bleibt zu Hause, hält sich zu Hause auf. 4. (+ sik) überleben: man mout sik fräigje, of Plat sik hoolde skäl : man muss sich fragen, ob Plattdeutsch überleben wird. 5. behalten: wie wollen dät Húus sälven hoolde : wir wollen das Haus selbst behalten. 6. anhalten: hoold Stop! : halt an! 7. (+ sik) strapazierfähig sein; lange haltbar sein: 7.1 dät Göitjen hoaldt sik goud : der Stoff ist strapazierfähig. 7.2 do Ap(p)ele hoolde sik in dän Käller goud : die Äpfel im Keller sind lange haltbar. 8. auf etwas achten; besonderen Wert auf etwas legen: hie hoaldt wät fon sien Ounsjoon : er legt besonderen Wert auf sein Ansehen. 9. mögen, schätzen: die ene hoaldt fon de Múur un die uur fon de Dochter : der eine mag die Mutter und der andere die Tochter. 10. betrachten als: 10.1 iek hoolde hier foar n goude Jufferske : ich halte sie für eine gute Lehrerin. 10.2 et wädt nit (foar) goud heelden : (scherzhaft) es wird nicht (für) gut gehalten (wenn man zufällig etwas fallen lässt): 10.2.1 wird nicht festgehalten. 10.2.2 wird nicht richtig aufbewahrt. 11. sich richten nach: du koast die ätter do Woude fon uus Mäme hoolde : du kannst dich nach den Worten unserer Mutter richten. 12. verhindern, vermeiden: 12.1 hie kon et nit hoolde : er kann trotz aller Anstrengungen den Untergang nicht vermeiden. 12.2 deer waas neen Hoolden of Mäiten moor an : man konnte es auf keine Weise verhindern. 13. einer Meinung sein; sich einig sein: 13.1 jo hoolde mädeenuur tou : sie sind sich einig. 13.2 iek hoolde mäd die : ich bin deiner Meinung. 14. dagegenhalten: deer koast du niks juun hoolde : du kannst deine Einwände nicht geltend machen. 15. (+ sik) stabil, unveränderlich bleiben: 15.1 do Prieze hoolde sik : die Preise bleiben stabil. 15.2 dät Weder hoaldt sik : das Wetter bleibt unveränderlich. 15.3 sik goud hoolde : im Alter gut aussehen. 16. fassen: die Ommer hoaldt tjoon Liter : der Eimer fasst zehn Liter. 17. geheim halten: foar sik hoolde; stil hoolde. 18. in Gebrauch haben: Hannen, Kanienen hoolde : Hühner, Kaninchen halten. 19. Sympathie, Zuneigung für jemanden empfinden: ju hoaldt tou him : sie hält zu ihm, ist ihm zugetan. 20. achten auf: 20.1 ju mout ap hiere goude Nome hoolde : sie muss auf ihren guten Ruf achten. 20.2 hie hoaldt ap sik : er achtet auf sein Ansehen.

koppelje

1. koppeln, kuppeln: do Skäipe wuden mäd n Stok un two Beende of twäin Gjomen koppeld : die Schafe wurden mit einem Stock und zwei Bändern oder zwei Riemen gekoppelt. (+ sik) sich versammeln; in Gruppen, Scharen zusammenkommen. 3. (+ sik) sich zusammenschließen, um etwas zu tun. 4. zusammenbinden, aneinanderbinden: do Houngste wieren koppeld : die Pferde waren aneinandergebunden.

luke iek luke, du lukst, hie/ju lukt, wie luke; look, loken; is/häd leken

luuk! luket! : 1. ziehen: 1.1 hie look ju Dore bäte sik ticht : er zog die Tür hinter sich zu. 1.2 an sik luke : etwas durch unlautere Mittel an sich reißen: do bee Húze studen sien Sustere tou, man hie häd ze an sik leken : die beiden Häuser standen seinen Schwestern zu, aber er hat sie an sich gerissen. 1.3 et lukt him aaltied wier ätter Húus : er hat immer Heimweh. 1.4 ätter sik tou luke : an sich heranziehen: ju look dät Täller mäd do Jeeldskiene ätter sik tou : sie zog den Teller mit den Geldscheinen an sich heran. 2. ziehen, sich irgendwohin begeben (is): 2.1 hie look deerwai : er begab sich dorthin. 2.2 die Sluk lukt die ap de Líeuwer : der Schnaps schlägt sich auf deine Leber. 2.3 ju Kroankhaid look truch dät hele Líeuwend : der ganze Körper wurde von der Krankheit in Mitleidenschaft gezogen. 2.4 uur t Skeed luke : über die Grenze ziehen. 3. (+ sik) durch Feuchtigkeit oder Kälte uneben oder krumm werden; sich verziehen, sich werfen: ju Doorkezíene häd sik leken : der Türrahmen hat sich verzogen, geworfen. 4. (+ sik) sich aufrollen, sich umlegen: ju Matte ap dän Dräppel lukt sik : die Matte auf der Türschwelle rollt sich auf. 5. ein als unangenehm empfundener Luftzug, der in einem Raum in Erscheinung tritt: bie Winterdai lukt et in dän oolde Staal : im Winter zieht es in dem alten Stall. 6. (Pfeife, Schornstein) den nötigen Zug haben, um ordentlich zu funtionieren: die Skossteen lukt nit : der Schornstein zieht nicht. 7. errichten, aufführen: n Múre (hoog) luke : eine Mauer errichten. 8. ziehen, züchten, anbauen: iek luke dän Kool säärm : ich ziehe den Kohl selbst. 9. winden: hie lukt sik fon Piene : er windet sich vor Schmerz. 10. (Bein) nachziehen: hie lukt mäd dät ene Been : er zieht das eine Bein nach.